Höher, grösser, weiter… das dachten sich auch die Ingenieure, als sie in den 1950er Jahren die «Grande Dixence» Staumauer geplant haben. Schon von weitem ist die mit 285m höchste Gewichtsstaumauer der Welt sichtbar. Und auch wenn sie sofort ins Auge sticht gehört sie doch irgendwie schon immer in das Val d’Hérémence. Knapp 60 Jahre nach der Eröffnung des Bauwerks hat sich rund um den Lac des Dix eine aussergewöhnliche Flora und Fauna entwickelt. Heute machen wir uns auf, um einen Teil dieser Region zu entdecken.
Das Auto lassen wir am Fuss der Staumauer und müssen zuerst ein paar Höhenmeter per Pedes zurücklegen ehe wir das Hotel Ritz (das heisst wirklich so) erreichen. Gleich gegenüber dem Hotel ist die Talstation der Pendelbahn die uns bis zur Krone der Staumauer hoch bringt. Natürlich könnte man auch laufen – aber eine Fahrt mit einer Gondelbahn gehört irgendwie zu einer anständigen Wanderung dazu.
Oben angekommen folgen wir dem Weg um den See. Durch etliche kurze und lange Tunnels windet er sich jeweils ca. 15m über der Wasseroberfläche dem Ufer entlang. Nach knapp einer halben Stunde erreichen wir unseren Abzweig, der uns nach oben führt. Zuerst geht es über flache Wiesen an zwei kleinen Almen vorbei, danach wird das Gelände etwas unwegsamer und führt durch Steinlandschaften und Geröllfelder. Der Blick in Richtung Pigne d’Arolla und Mont-Blanc de Cheillon wird mit jedem Höhenmeter atemberaubender und nach rund 90 Minuten erreichen wir den Scheitelpunkt. Der Col des Roux ist ein kleiner Übergang auf 2’800m zwischen dem Lac des Dix und der Combe de Prafleuri. Nicht sonderlich spektakulär… wenn man die Steinbock-Kolonie ausser Acht lässt, die sich hier oben im Sommer tummelt.
Auf dem Pass geht ein ordentlicher Wind und es ist dadurch nicht mehr ganz so warm, wie beim Aufstieg. Da sich auch die Steinböcke nicht wirklich zeigen lassen wir den Pass hinter uns und machen uns an den Abstieg. Die obligate Einkehr erfolgt rund 200 Höhenmeter weiter unten in der Cabane de Prafleuri. Hier werden wir Zeitzeugen der Bauarbeiten an der Staumauer. Auch 70 Jahre nach Beginn der Arbeiten sind rund um die Cabane noch etliche Spuren zu entdecken. Aus dem ganzen Val d’Hérémence wurden Steine und Sedimente mit Gondelbahnen zur Baustelle befördert. Heute sind davon noch einige Fundamente zu erkennen und einige Hinweistafeln mit Fotos weisen darauf hin, wie es früher ausgesehen haben muss.
Wir laufen durch das Combe de Prafleuri nach unten und erreichen schon bald wieder die Staumauer. Der kurze Gegenaufstieg kurz vor dem Ziel ist etwas böse… aber auch das geht schnell vorbei. So gelangen wir nach einer rund vierstündigen Rundtour wieder an den Ausgangspunkt. Kurz vor der Talfahrt mit der Luftseilbahn gibt es natürlich noch ein Glacé. So geht wandern 😉