Irgendwie hatten wir in der vergangenen Woche im Home Office das Gefühl, wir haben uns nicht richtig ausgekotzt. Mittlerweile fahren wir immer schon am Donnerstag nach Nendaz um dann dort den Freitag im «Home Office» zu verbringen. Das sieht meist so aus, dass wir frühmorgens für drei Stunden auf die Piste gehen und danach bis spät abends arbeiten. Trotz dieser sportlichen Betätigung am Freitagmorgen waren wir also noch irgendwie fit… warum nicht mal spontan da hochlaufen, wo wir im Sommer mit dem Bike runterfahren?

Nendaz hat in den letzten Jahren das Thema Skitouren kräftig ausgebaut und verfügt mittlerweile über dutzende gut ausgeschilderte Aufstiegsrouten. Diese sind zwar nicht gegen Naturgefahren gesichert, verlaufen aber allesamt in möglichst sicheren Abschnitten. Steile Couloirs, Lawinenhänge oder Klippen werden vermieden sofern man sauber auf der Route bleibt.
Wir entscheiden uns für rund 500 Höhenmeter Aufstieg von Siviez hoch nach Combatseline. Normalerweise benötigt der Sessellift dafür rund sieben Minuten… heuer planen wir etwas über zwei Stunden dafür ein.

Gleich in Siviez geht es recht steil neben der Piste nach oben bis zum Waldrand. Obwohl wir stellenweise nur rund 30m neben der Piste sind herrscht eine göttliche Ruhe. Wir sind allein. Niemand da, der uns den Weg versperrt. Niemand, der uns waghalsig überholt. So gewinnen wir schnell an Höhenmeter bevor wir in den Wald kommen. Dort wird die Route etwas wurzliger, stellenweise treten Steine hervor und es sind einige technisch anspruchsvolle Passagen zu meistern. Funktioniert aber alles bestens und bald schon erreichen wir einen breiten Fahrweg, dem wir weiter folgen. Hier donnern wir im Sommer gerne mal mit dem Bike runter – irgendwie sind wir heute etwas langsamer unterwegs.
Nach einer kleinen Hütte verlassen wir den Fahrweg wieder und gehen querfeldein steil nach oben. Bis hierhin war die komplette Tour im Schatten, die Sonne sehen wir erst kurz vor dem Ziel. Hinter einem Baum hat sie sich versteckt und empfängt uns auf den letzten Metern mit wärmenden Strahlen. Wir würden ja sagen, wir haben uns die Sonnenstrahlen redlich verdient… 😉

Der letzte Abschnitt ist der Schönste: wir queren die Piste und sind kurz darauf an der Alpage Combatzeline. Der grosse Stall und die entsprechende Hütte sind so gut getarnt, dass  man sie als Skifahrer von der Piste kaum erkennt. Im Sommer sind hier dutzende von Ehringerkühen zu Hause und produzieren äusserst delikaten Raclettekäse. Nun im Winter ist das Gelände aber ausgestorben und niemand interessiert sich für zwei langsame Skitourengänger. Die letzten Meter folgen wir der Ancienne Bisse de Chervé bis zur Bergstation der Sesselbahn. Ganz oben werden wir mit einer schönen Aussicht belohnt und fahren danach die Piste runter. Aufgrund von einer dünnen Schneedecke und recht unwegsamem Gelände leider der intelligenteste Weg nach unten. Das ist vielleicht das einzige Manko der ganzen Tour…