Die Schweiz und die Schweizer haben einen besonderen Bezug zum Geld. So kommt es, dass die Ausgabe neuer Banknoten in der Schweiz ein veritables Spektakel ist. Für die aktuelle Banknotenserie wurde vor einigen Jahren ein Wettbewerb ausgeschrieben an dem sich die besten Grafiker und Illustratoren des Landes beteiligt haben. DIe Produktion der Geldscheine verzögerte sich dann aufgrund gestiegener Sicherheitsanforderungen. Erst 2016 (mit sechs Jahren Verzögerung) konnte die aktuelle Banknotenserie in Umlauf gebracht werden. Von allen neuen Banknoten gilt die 100er Note als schönste – sie hat das Wasser zum Thema und zeigt auf der Rückseite die Bisse d’Ayent. Einmal wandern auf der 100er Note… das wärs halt schon.

Wir fahren also mit dem Postbus von Sion zum Lac de Tseuzier auf dem Gemeindegebiet von Ayent. Von hier aus starten zwei verschiedene Suonen – die Bisse d’Ayent fliesst (vom Stausee aus gesehen) auf der rechten Talseite nach Ayent. Die Bisse du Rhô fliesst etwas weiter hinten auf der linken Talseite in Richtung Crans-Montana. Wir laufen in Richtung Alpage Mondralèche und von dort steil nach unten zum Er de Chermignon, dem Anfangspunkt der Bisse du Rhô. Der aufmerksame Leser merkt schon, das hier etwas nicht stimmt… die Bisse auf der 100er Note würde eigentlich nach Ayen fliessen – das werden wir aber erst abends bei der Wikipedia-Lektüre feststellen. Wir sind also den ganzen Tag lang an der falschen Bisse gelaufen…

Nun denn… die Bisse startet auf 1659m hinten im Tal und schlängelt sich an praktisch senkrechen Felswänden entlang bis nach Plans-Mayens etwas oberhalb von Crans-sur-Sierre. Der erste Abschnitt ist noch wenig spektakulär und kreuzt einige kleine Geröllfelder. Dann aber wird das Gelände hinter einer Kurve plötzlich unwegsamer. Die Bisse wurde hier praktisch an den Stein geklebt. Neben dem Weg geht es oft mehrere hundert Meter senkrecht runter. Teilweise kommt man nur bücklings voran – die Felsüberhänge sind selbst für kleine Leute etwas gar tief.
Auf halbem Weg wurde im Juni 2020 eine 150m lange Hängebrücke errichtet um einen besonders ausgesetzten und steinschlaggefährdeten Teil zu umgehen. Die Brücke ist das neue Highlight der Wanderung… wem der bisherige Weg nicht Nervenkitzel genug war, dem wird auf der schwankenden Brücke sicherlich anders. Wer sich andere Wanderer nicht zum Feind machen möchte, der sollte auf der Brücke nicht hüpfen… 😉

Es geht weiter stets bergab mit einer immer spektakuläreren Aussicht auf das Rhonetal. Die Bisse ist auch im vorderen Teil ein technisches Meisterwerk mit Brücken, Tunneln und Durchstössen. Wenn man bedenkt, dass die Leitung im 15. Jahrhundert mit primitivsten Mitteln an in den Hang gelegt wurde, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Eine Glanzleistung!
Wir erreichen Plan-Mayens und steigen ab nach Crans-Montana. Nach einer kleinen Stärkung geht es mit der Standseilbahn nach unten und dann wieder zurück nach Sion. Alles in allem eine sehr lohnenswerte Tour insbesondere im Herbst.