Suonen gibt es im Wallis wie Sand am Meer. Praktisch in jeder Gemeinde findet man eine entsprechende Wasserversorgung – oftmals sogar mehrere in verschiedenen Höhenlagen. In den letzten Jahren wurden viele Suonen renoviert oder reaktiviert und so behauptet natürlich jede Gemeinde, die schönste Suonenwanderung zu beherbergen. Auf die Diskussion welche denn nun wirklich die schönste Suone ist, wollen wir uns gar nicht einlassen. Aber es gibt ein paar Suonen die besonders reizvoll, spektakulär oder aussergewöhnlich sind. Heuer zog es uns nach Savièse an den Torrent-Neuf.

Das Auto in Savièse abgestellt watscheln wir zur Bushaltestelle. Der Postbus in Richtung Sanetschpass nimmt uns ein kurzes Stück mit bis zur Pont de Diable. Wir steigen aus und überqueren auf eben dieser Brücke die Morge die sich vom Sanetschpass bis ins Rhonetal windet. Direkt nach der Brücke geht es anständig bergauf. Immer im Schatten laufend folgen wir dem Weg nach oben und erreichen nach knapp 300 Höhenmetern die Buvette de Brac. Hier startet der interessanteste Teil des Torrent-Neuf. Die Suone wurde abschnittsweise schon im 15. JH erbaut und hatte ihre «Quelle» früher weiter hinten im Tal direkt an der Morge. Da sie heute nur noch touristischen Zwecken dient, startet die Wanderung an der Buvette de Brac.

Wir folgen der Bisse immer leicht abfallend von Brac bis nach Savièse. Dabei wird schnell klar, dass der Torrent-Neuf keine normale Suone ist. Wildromantische und spektakuläre Abschnitte wechseln sich ab. Immer wieder eröffnen sich plötzlich Steilwände die es zu überwinden gilt. Stand man gerade noch im Wald und hatte sicheren Boden unter den Füssen folgt nach einer Kurve plötzlich eine Hängebrücke. Eigentlich weiss man nie, was einen als nächstes erwartet!
Dabei ist der Weg stets breit genug und sehr gut gesichert. Die ganze Suone wird von einem wohltätigen Verein regelmässig kontrolliert und in Schuss gehalten. Entsprechend sind auch die spektakulären Passagen sicher zu begehen – lose Schrauben, morsche Bretter oder ähnliches sind nirgends zu finden. Seit der Instandstellung der Suone im Jahr 2005 werden die heikelsten Passagen von Hängebrücken überwunden. Und auch wenn die Brücken massive Konstruktionen sind, ist aufgrund des grossen Bodenabstands Nervenkitzel garantiert.

Nach rund 5km auf der Suone erreichen wir die Buvette des Vouasseurs. Hier kann man direkt nach Savièse absteigen oder der Bisse noch etwas weiter in Richtung Prafirmin folgen. Wir entscheiden uns für letzteres und steigen dann durch den Wald zum Etang de Binii ab. Nochmals wird es etwas steiler bevor wir wieder unser Auto in Savièse erreichen. Eine Bisse die hält, was sie verspricht: spektakuläre Wanderung mit famoser Aussicht!

PS: man könnte die Bisse natürlich auch als «in/out» wandern. Dann stellt man sein Auto auf einen der Parkplätze unterhalb der Buvette des Vouasseurs und läuft die Bisse bis zur Buvette de Brac und wieder zurück. Die Rundtour ist aber auf alle Fälle ebenso lohnenswert 😉